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© AWO Weser-Ems/Superidee - Lisa-Marie Eden
12.09.2024

Inklusion: Sport bewegt Menschen

70 Teilnehmende treffen sich jede Woche zum Para-Training in der „Nordsee-Sportgruppe“ in Wilhelmshaven. Den ganz eigentümlichen Geruch einer Turnhalle verbinden nicht alle Menschen in ihrer Erinnerung sogleich mit Freude an Bewegung. Bei der AWO Nordsee-Sportgruppe ist das jedoch anders – hier dreht sich alles um ein starkes Wir-Gefühl und eine ordentliche Portion Spaß.

Auf die Plätze! Fertig! Peng! Das Signal der Startklappe schallt durch die Sporthalle. Zusammen mit dem Team aus Übungsleitenden und Helfenden trainiert hier und heute die AWO Nordsee-Sportgruppe. Wofür genau? Nun, die Ziele sind so unterschiedlich wie die Teilnehmenden selbst.

Einige kommen, weil ihnen der Rehasport ärztlich verordnet wurde. Andere sind einfach so dabei – schlicht aus Spaß an der Freud‘. „Sport bewegt Menschen“, sagt Doris Tjarks im mehrdeutigen Sinne. Sie ist hauptamtliche Geschäftsführerin des AWO Kreisverbandes Wilhelmshaven-Friesland, parallel leitet sie ehrenamtlich diese AWO Nordsee-Sportgruppe.

Den Teilnehmenden geht es nicht allein um möglicherweise etwas eingerostete Knochen, sondern vielmehr um Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – und das ganz ungezwungen, frei. Immer mit einem Lächeln im Gesicht. Nichtsdestotrotz bietet die Nordsee-Sportgruppe Menschen mit Behinderung viele Bewegungsmöglichkeiten an – von der Leichtathletik übers Kegeln bis zum Schwimmen ist das Portfolio ein breites. Tjarks und ihr Team sind froh, dass sie in der Sporthalle in Wilhelmshaven viel Platz zur Verfügung haben: „So können wir das Angebot sehr flexibel gestalten und alle kommen zu ihrem Recht.“ Während die einen sich vielleicht nur ein bisschen bewegen wollen, üben andere für das Schwimmabzeichen oder trainieren gar für Wettkämpfe.

Das Lächeln im Gesicht – das war auch der Auslöser für die Entstehung dieser ungewöhnlichen Sportgruppe. Der Adoptivbruder von Doris Tjarks war selbst Mitglied einer Parasportgruppe, sie erinnert sich noch gut an die weithin sicht- und hörbare Freude, wenn sie ihren Bruder beim Training besuchte. Für viele Teilnehmende war diese Sportstunde Höhepunkt der Woche. Und so kam es, wie es kommen musste: Als das hier damals federführende Ehepaar sich zurückziehen wollte und die Trainingsgruppe damit vor dem Aus stand, befand Doris Tjarks: „Das geht gar nicht!“ Also bot sie als ausgebildete Fachkraft für Rehasport an, einen Wochentermin zu übernehmen. „Und na ja, wie das so ist, wenn man den kleinen Finger reicht …“, schmunzelt sie heute. Denn nur knapp drei Monate später trug sie Verantwortung für die gesamte Gruppe.

Letztere besteht nun seit acht Jahren. Kamen anfangs noch zehn Personen zum Training, trainiert das Team um Tjarks heute mit über 70 Menschen pro Woche. Die Sportstunden beginnen immer mit genügend Zeit – um anzukommen und sich auszutauschen, schließlich „geht es auch um das Miteinander!“ Die folgenden Sporteinheiten sehen indes sehr unterschiedlich aus. Je nachdem, was gerade gefragt und gewollt ist. Apropos: Wie in starken Gemeinschaften üblich, gibt’s natürlich auch hier Gruppenfahrten und Ausflüge beispielsweise zu Sportfesten wie in Aurich und Bremerhaven – oder sogar bis zu den deutschen Meisterschaften in Erfurt. Nur bis zu den letzten in Paris stattfindenden Paralympischen Spielen hat es (noch) nicht ganz gereicht.

Ob Reha- oder Leistungssport: Die Freude im Gesicht der Sportler*innen steckt auch andere Menschen an. Zum Beispiel beim Schwimmtraining im öffentlichen Schwimmbad. Vor ein paar Wochen rief ein Fremder an und bedankte sich mit einer Spende für das dortige Engagement. Er hatte die Nordsee-Sportgruppe am Tag zuvor im Schwimmbad gesehen und war begeistert von der guten Stimmung. Auch auf Ausflügen wird die Freude gesehen. Neulich spendete eine Frau – während der Rastpause auf einem Parkplatz – spontan 50 Euro, „damit die Gruppe gemeinsam Eis essen kann“.

Weitere Informationen über das Angebot und schöne Fotos der Nordsee-Sportgruppe gibt es in der Marie - Ausgabe 2/2024. Natürlich auch hier in der App!

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Doris Tjarks