Die Kunst (in) der Flucht: Berührende Folgeaktion zum Projekt „100 Boote"
Dass das Meer die Antwort auf alle Sehnsüchte sein mag, ist ein allzu romantischer Gedanke, der mit der Lebenswirklichkeit vieler Menschen nur wenig vereinbar ist. Derer 120 Millionen sind laut UNHCR (Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen) aktuell weltweit auf der Flucht – und nicht selten liegt eben dies endlos große Wasser zwischen Leid und Traum, zwischen Start und Ziel, zwischen Tod und Leben.
Was der Verlust der Heimat und ein Aufbruch ins Ungewisse bedeutet, wollen Stadt Meppen, die AWO sowie zwei Künstler jetzt in der Arenbergischen Rentei nachvollziehbarer machen – und bewegen.
Die Nordsee fast ums Eck, ist eine Flucht ohne Hab und Gut übers Wasser für die meisten dennoch unvorstellbar. Doch was, wenn Krieg und Katastrophen plötzlich über uns kämen? Was, wenn wir schlagartig das Land verlassen müssten? Was, wenn unsere einzige Option zur Flucht eben dieser Weg übers Meer wäre? Mit ihren „100 Booten“, einem sozialkritischen Kunstprojekt, hatten Verbände, Einrichtungen und Gruppen im AWO Bezirk Weser-Ems in diesem Jahr auf die Themen Flucht und Migration aufmerksam gemacht – zu einem Zeitpunkt, in dem das soziale Miteinander immer mehr vor die Zerreißprobe gestellt wird. Zahlreiche AWO Mitglieder, aber auch Mitarbeitende und viele weitere Interessierte, setzten zur Solidarität mit Menschen auf der Flucht Segel aus Papier und damit zugleich ein wichtiges Zeichen.
Hartmut Laack und Fietz Ulferts hatten Ende des vergangenen Jahres von dieser Aktion erfahren und sich sogleich auf ihre ganz eigene Weise eingebracht – schließlich waren die beiden Künstler aus Rhauderfehn schon zuvor dem Thema eng verbunden, hatten Objekte aus Holz und Metall erarbeitet, die so ein- wie nachdrücklich Flucht zum Gegenstand ihrer Kunst machten. Dass sie nun vom 11. Oktober bis 12. November ihre Arbeiten gemeinsam mit der Stadt Meppen und der AWO in der Arenbergischen Rentei zeigen, ist angesichts der aufgeheizten öffentlichen Debatte ein Glücksfall.
Denn die Ausstellung soll nicht nur plakativ die „Bootschaft“ der AWO vermitteln, sondern hier auch Raum zur Auseinandersetzung und Diskussion geben, betont Karin Koll. Sie war als Verbandskoordinatorin der AWO Weser-Ems für die vielfältigen Aktionen zwischen Nordsee und Osnabrücker Land federführend, zur nun bevorstehenden Ausstellung aber auch als Vermittlerin tätig: „Die Bereitschaft, sich gegen Ausgrenzung zu engagieren und so nachhaltig Solidarität mit Menschen auf der Flucht zu zeigen, ist enorm“, so Koll, „wir haben in diesem Jahr zwar noch viele weitere Projekte zum Thema – unter anderem Kinovorführungen und Workshops gegen Stammtischparolen – geplant, sehen in dieser Ausstellung aber einen ebenso bedeutenden Beitrag für die Region.“
Dass sich auch die Stadt Meppen hier sofort von den besonderen Arbeiten der beiden Künstler angetan zeigte und das solidarische Zeichen unter anderem mit der Bereitstellung der Ausstellungsfläche an der Obergerichtsstraße 7 unterstützen wollte, freut Karin Koll besonders: „Wir haben mit der Aktion bundesweit viele Menschen zur Teilnahme und zur Auseinandersetzung mit Flucht und Migration bewegen können – daher hoffen wir, dass auch diese Ausstellung gut besucht sein wird.“
Neben den Objekten von Laack und Ulferts ist auch eines der in Meppen gestalteten XXL-Boote zu sehen, ein Film zeigt in Endlosschleife die Aktivitäten rund um die AWO Aktion „100 Boote“.
Für die Vernissage am 11. Oktober (Freitag, 16 Uhr) werden nicht nur die beiden Künstler erwartet – Burghardt Sonnenburg, Leiter des hiesigen Stadtmuseums, moderiert die Eröffnungsveranstaltung, bei der voraussichtlich auch der stellvertretende Bürgermeister Christoph Röttger und Ulla Groskurt, Vorsitzende des Präsidiums der AWO Weser-Ems, Grußworte halten werden.
Die Vernissage ist nicht öffentlich, Restplätze sind aber noch verfügbar. Anmeldungen werden via E-Mail entgegen genommen.