Ausgezeichnete Ausbildung!
Im Bezirk der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK) haben über 1.300 Azubis ihre Ausbildung erfolgreich beendet, einige wenige dabei mit der Note „Sehr gut“ abgeschlossen. Sie wurden jetzt von der IHK ausgezeichnet. Unter den gesondert Geehrten: Yvonne Schmidt. Die 42-Jährige hat die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement in der AWO Mutter-Kind-Klinik in Esens/Bensersiel gemeistert. Dort wird sie auch künftig tätig sein.
„Wir freuen uns sehr, dass Yvonne Schmidt uns hier an der Küste als wertvolle Mitarbeiterin erhalten bleibt“, so Einrichtungsleiter Christian Keck, „aber natürlich auch, dass wir als Lotte-Lemke-Haus für ‚besondere Verdienste in der Berufsausbildung‘ ebenfalls von der IHK mit einer Urkunde bedacht worden sind“. Das kommt nicht von ungefähr: Denn offenbar haben die Kolleginnen und Kollegen, aber eben auch Keck selbst einen großen, ja bedeutenden Anteil am erfolgreichen Abschluss Schmidts. „Das Team hat mich trotz schwieriger persönlicher Rahmenbedingungen wirklich toll aufgefangen“, erzählt die Ausgezeichnete, „alle haben sich viel Zeit für mich genommen, mich auch abseits der eigentlichen Arbeit unterstützt. Das war alles schon etwas Besonderes.“
Nicht weniger besonders ist der Weg von Yvonne Schmidt selbst bis zum Abschluss – besonders lang, besonders bewegt, besonders intensiv. Angefangen und ausgelernt als Krankenschwester, musste sie den Job vor gut einem Jahrzehnt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Als sie dann anderenorts eine Umschulung zur Kauffrau für Büromanagement startete und kurz vor der Abschlussprüfung stand, erkrankte ihr Ehemann schwer. Yvonne Schmidt pausierte, um den Partner rund um die Uhr zu pflegen und ihm einen liebevollen Abschied zu ermöglichen. Als Yvonne Schmidt sich dann wieder neu sortiert und Kraft gefunden hatte, die Umschulung fortzusetzen, wollte kein Ausbildungsbetrieb den Weg mitgehen. Bis auf Christian Keck in der AWO Mutter-Kind-Klinik in Esens.
„Ich hatte die AWO über Facebook angeschrieben und dort meine Situation erläutert“, sagt sie heute, „keine 24 Stunden später hatte ich schon eine sehr positive Antwort von Herrn Keck“. Im September vor zwei Jahren konnte sie also die Umschulung wiederaufnehmen – das Ergebnis ist so bekannt wie beeindruckend. Klar, dass dies „eine anstrengende und fordernde Zeit“ war, gerade mit Anfang 40. „Man ist ja keine 16 mehr und wohnt nicht mehr bei Mama – der Tag ist komplett durchstrukturiert, man hat dazu noch einen eigenen Haushalt, einen Garten und muss dann plötzlich wieder lernen, hat Prüfungen vor sich“, sagt Yvonne Schmidt, „Vor denen hatte ich im fortgeschrittenen Alter viel größere Angst als früher, man nimmt das schon wesentlich ernster als in jungen Jahren. Und die Wochenenden sind für alles andere einfach zu knapp!“ Umso größer der Erfolg und der nachvollziehbare Stolz, das alles unter einen Hut gebracht zu haben. „In der Berufsschule in Jever galt ich als ‚Klassenmama‘, natürlich war ich da eine der ältesten.“ Geschadet hat es freilich nicht. Zumal sie das gleiche Lehrpersonal wie beim ersten Versuch vor sich hatte: „Auch sie haben mich unterstützt, kannten meine Lebensgeschichte und haben mich motiviert, nicht aufzugeben.“
Der Lohn für die gebürtige Oldenburgerin ist nun nicht nur ein toller Job in einem tollen Team an einem tollen Ort, sondern auch etwas mehr Ruhe und Gelassenheit: „Man geht vielleicht etwas anders zur Arbeit, wenn man morgens schon weiß, wie es weitergeht. Der Kopf ist nicht mehr ganz so voll.“ Was jedoch wahrscheinlich für immer als Andenken an die Umschulungszeit darin bleiben wird: „Der Deckungsbeitrag!“, sagt sie, ganz ohne Groll. Weil: „Das ist ein ‚running gag‘ zwischen Herrn Keck und mir – ich konnte es mir trotz all seiner Unterstützung einfach irgendwie nie merken, bis es dann endlich nach zig Malen geklappt hat. Ausgerechnet dieser Deckungsbeitrag kam dann auch in meiner Prüfung vor! Das war schon witzig und die Definition werde ich garantiert nie wieder in meinem Leben vergessen.“ Falls doch, stehen Keck und Kolleg*innen ja weiterhin zur Seite. Schließlich kann Yvonne Schmidt sich jetzt ganz ausgezeichnet fühlen – und das im mehrfachen Sinne.